Ein Interview mit Walter Schweinsberg, Geschäftsführer der Mediengruppe Oberfranken.

Walter Schweinsberg, Geschäftsführer der Mediengruppe Oberfranken, gibt ein Interview zum Thema Corona-Krisenmanagement.

Die durch Corona ausgelöste Krise in der Wirtschaft hat viele Zeitungsverlage und Medienunternehmen in finanzielle Schwierigkeiten gebracht. Einerseits erfahren Produkte, die Nachrichten zum aktuellen Tagesgeschehen übermitteln, eine hohe Nachfrage – sowohl im Printbereich als auch Digital. Gleichzeitig gibt es massive Einbrüche im Anzeigengeschäft, weil viele Firmen in der Krise sind. Wie also umgehen mit der aktuellen wirtschaftlichen Situation, dem dadurch bedingten Krisenmanagement und den Folgen der Corona-Krise?

Herr Schweinsberg, wie nehmen Sie momentan ihren Arbeitsalltag wahr?

Mittlerweile wieder fast normal und doch meist gut ausgefüllt. Nach dem Ausruf des Katastrophenfalls in Bayern sind viele anstehende Aufgaben zeitweise hinter die Aufgaben des Krisenmanagements zurückgetreten.  Die Wahrung der Gesundheit aller Mitarbeitenden der mgo und die Erhaltung der Betriebsbereitschaft stehen jedoch an erster Stelle. Zum Glück ist mittlerweile ein Status erreicht, an dem in kleinen Schritten wieder ein Stück Normalität einkehren kann.

Wie kann man in Zeiten von Mobile-Office die zwischenmenschliche Fürsorge im Unternehmen aufrechterhalten?

Für mich war es von Anfang an wichtig, in gemeinsamer Abstimmung mit den Mitgliedern der Geschäftsleitung eine Regelung für die Arbeit im Mobile-Office zu finden, um den Empfehlungen der bundespolitischen Akteure nachzukommen. Für den täglichen Arbeitsbetrieb ist es dennoch wichtig, auch in Zeiten von „Remote-Teams“, einen zwischenmenschlichen Austausch zu ermöglichen. Hierfür haben wir im Unternehmen einen guten Mix aus Mobile-Office und dem Arbeiten vor Ort gefunden. Wir alle zusammen haben es geschafft, den Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen im Mobile-Office zu pflegen, nicht nur fachlich, sondern auch aus menschlichem Interesse.

Gibt es eine branchengreifende Strategie, welche man als Unternehmer adaptieren kann, um zumindest die richtigen Weichen für den Umgang mit der aktuellen Situation zu stellen?

Mir ist zumindest keine grundlegende Strategie bekannt und ich glaube auch nicht, dass es in Zeiten wie diesen ein Universalkonzept gibt, dass man als Unternehmen adaptieren kann. Solch eine Krise ist in der gesamten Nachkriegszeit noch nie dagewesen. Jetzt müssen sich die Ergebnisse langjährigen, strategischen Denkens und Handelns im eigenen Unternehmen bewähren. Vision, Mission, Werte, Unternehmenskultur, Kundenorientierung, Kostenbewusstsein, ein gutes Team und finanzielle Solidität sind Voraussetzungen für die Krisenbewältigung.

Wie agil ist die mgo in der Krise?

Quasi über Nacht mussten wir uns auf die neue Situation einstellen und eine Vielzahl von unterschiedlichen Maßnahmen waren notwendig. Das Unternehmen setzt sich aus vielseitigen Geschäftseinheiten zusammen. Für die Mitarbeitenden der Druckerei mussten Hygiene- und Arbeitsschutzmaßnahmen anders geplant und umgesetzt werden als für Mitarbeitende in den Büroräumen. Das erfordert natürlich, dass man schnell mit Blick auf das Ganze reagiert. Das gemeinsame Krisenmanagement, bestehend aus einem interdisziplinären Team, hat uns allerdings effektiv vorangebracht. Besonders unsere IT-Abteilung hat ermöglicht, dass die digitalen Voraussetzungen für das Mobile-Office geschaffen wurden. Die gemeinsame Abstimmung mit unseren Fachkräften für Arbeitssicherheit und dem Betriebsarzt hat ein solides Konzept zur Reduzierung der Infektionsgefahr in den Produktionsbetrieben erbracht. All das und vieles mehr ist uns in guter Zusammenarbeit und der Bewahrung von Ruhe und Besonnenheit gelungen.

Welche Rolle spielen Führungskräfte beim Krisenmanagement?

Die Führungskräfte haben generell einen großen Anteil am Erfolg der mgo – erst recht in der Krise! Die über hundert Führungskräfte leisten in der Krise zusätzliche Arbeit. Sie halten den oben schon erwähnten Kontakt zu ihren Mitarbeitenden im Mobile-Office und sichern neben menschlicher Unterstützung die fachliche Leistungserbringung.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Krisen Umstrukturierungsprozesse in Unternehmen beschleunigen, denen nicht selten auch Arbeitsplätze zum Opfer fallen. Trifft das auch auf die mgo zu?

Die Medienbranche befindet sich seit Jahren im Wandel. Wenn es zum Wegfall von Arbeitsplätzen in der Krise kommt, dann nicht wegen der Krise, sondern aufgrund des fortschreitenden Strukturwandels. Ich stelle fest, dass die Krise die digitale Transformation beschleunigt. Genau hier wird deutlich, dass die digitale Transformation von Dienstleistungen und Produkten erforderlich ist, um sich auf dem Markt weiterhin zu behaupten und wirtschaftlich stabil zu bleiben.

Nach Corona kein „Business as usual“ mehr – Welchen nachhaltigen Wandel können Sie für ihr Unternehmen beobachten?

Oft wurde in früheren Krisen gesagt, dass nach der Krise alles anders sein wird. Nun befinden wir uns in einer der größten Krisen der letzten hundert Jahre. Wird sich an der Globalisierung dadurch etwas ändern? Werden wir unser Sozialverhalten oder unsere Reiselust verändern? Wird das Auswirkungen auf die Geschäfte der mgo haben? Fragen, deren Beantwortung heute in das Reich der Spekulation gehört.

Wenn sich ein nachhaltiger Wandel für die mgo abzeichnet, dann auf dem Gebiet der Unternehmenskultur. Videokonferenzen und die Arbeit im Mobile-Office sind Methoden, die auch nach der Krise zum Wohle von Mitarbeitenden und Unternehmen fortgesetzt werden könnten.

Was stimmt Sie zuversichtlich, dass die mgo die Wirtschaftskrise übersteht?

Die solide wirtschaftliche Situation der mgo sowie die an Nachhaltigkeit und Langfristigkeit orientierte strategische Arbeit des mgo-Teams.

Krisenmanagement: Was war für Sie die größte Herausforderung?

Zu verstehen und zu akzeptieren, dass ein Virus dabei ist, sich zu einer Pandemie auszubreiten und dadurch auch die Mediengruppe Oberfranken, ihre Mitarbeitenden und Leistungsbereitschaft bedroht. Schnelles sowie überlegtes Handeln wurde erforderlicher, denn je.

Was nehmen Sie generell aus dieser Krise mit für die Zukunft?

Ich nehme mit, dass es wichtig ist, immer seinen eigenen Verstand zu gebrauchen sowie Ruhe und Besonnenheit zu bewahren. Vertrauen in die Mannschaft ist dabei ein wichtiges Element.