Thomas Zeller wird in seiner neuen Position den digitalen Wandel in den Redaktionen weiter vorantreiben. Im Interview erzählt er, wo er die größten Herausforderungen der Branche sieht und warum Veränderung auch Chancen bietet.

Thomas Zeller COO lokale Medien mgo
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Ab 1. Juni gibt es ein neues Gesicht auf der Führungsebene der Redaktionen. Thomas Zeller wird als Chief Operation Officer (COO) und stellvertretender Chefredakteur den weiteren Weg in eine digitale Zukunft mitgestalten. Die Position des COO wurde neu geschaffen und ist direkt dem Chefredakteur Boris Hächler unterstellt. Thomas Zeller plant, steuert und optimiert die redaktionellen Prozesse und treibt die digitale Transformation maßgeblich voran. Darüber hinaus plant und verantwortet er die operative, zielgruppenzentrierte Printproduktion und ist die Schnittstelle zu anderen Abteilungen, wie dem Audience Development. Im Interview stellt er sich vor.

Warum haben Sie sich entschieden, nach Franken zu kommen?

Thomas Zeller: Ich kenne Franken bisher vor allem als Urlaubsregion. Hier gibt es viele schöne, manchmal außerhalb der Region leider unterschätzte Städte wie Forchheim oder Coburg. Besonders begeistert hat mich aber Bamberg. Neben der beeindruckenden Altstadt gibt es hier auch ganz viele Angebote für Familien, die das Leben attraktiv machen. Persönlich freue ich mich auf das Kulturangebot in der Stadt.

Und warum gerade die Mediengruppe Oberfranken?

Die Mediengruppe kenne ich durch Veranstaltungen schon länger. Sie hat einen guten Ruf in der Branche. Auf journalistischer Seite zeigen das Auszeichnungen, wie zuletzt der Wächterpreis, den der Fränkische Tag für seine engagierte Berichterstattung in der Bamberger Boni-Affäre erhalten hat. Außerdem finde ich es beeindruckend, wie sich die mgo von einem einzelnen Verlag zu einem Multimedia-Unternehmen weiterentwickelt hat. Dahinter steckt eine echte Erfolgsgeschichte und die sind in der Medienbranche in den vergangenen Jahren deutlich seltener geworden. Aus meiner Außenperspektive betrachtet scheint es hier ein gutes Team zu geben und ich freue mich wirklich darauf, ein Teil davon zu werden.

Ziehen Sie in die Region?

Na klar. Ich bin froh, dass ich eine schöne Wohnung in der Gartenstadt gefunden habe. Mir gefällt der Stadtteil durch seine Naturnähe sehr, außerdem ist es von dort nicht weit bis zu meinem Arbeitsplatz. Meine Familie wird aber erst später folgen, da meine Kinder in die Schule gehen und ein Klassenwechsel im laufenden Schuljahr nicht ganz so einfach ist.

Wo waren Sie bisher beruflich tätig?

Zuletzt war ich Redaktionsleiter der Heidenheimer Zeitung. Sie ist – ähnlich wie der Fränkische Tag – eine unabhängige Lokalzeitung, die den Mantel von der Süd-West-Presse (SWP) Ulm bezieht. Dort habe ich unter anderem ein medienneutrales Redaktionssystem eingeführt, damit die Kolleginnen und Kollegen für alle Kanäle mit einem System arbeiten können. Das war neben der Anpassung der redaktionellen Arbeitsweisen wichtig, um den neuen Paid-Content-Bereich erfolgreich etablieren zu können. Davor war ich acht Jahre bei der Regionalzeitung Trierischer Volksfreund. Dort habe ich zunächst als Nachrichtenchef, später verantwortlicher Redakteur und Leiter Crossmedia gearbeitet und die digitale Transformation im Haus vorangetrieben. Nicht unterschlagen möchte ich noch meinen Bayern-Bezug. Ich habe eine ganze Zeit in München gelebt. Dort war ich Ressortleiter Online bei einem Wirtschaftsmagazin.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen der Zeitungsbranche in den kommenden Jahren?

Wir sind mitten im Umbruch. Seit rund 20 Jahren entwickeln sich die Printauflagen bei den meisten Zeitungsverlagen rückläufig. Glücklicherweise haben die meisten Häuser inzwischen erkannt, dass man sich stärker digital aufstellen und andere Erlössäulen etablieren muss. Das bringt auch für Redaktionen eine Menge Veränderungen mit sich. Wir müssen genau hinschauen, wie wir genügend Ressourcen für den digitalen Wandel zur Verfügung stellen können. In der Konsequenz bedeutet das, bestehende Arbeitsweisen zu hinterfragen und darauf zu prüfen, wie sie zu dem Ziel qualitativ hochwertige lokale Inhalte zielgruppen- und kanalspezifisch aufzubereiten, passen.

Wie holen Sie Mitarbeiter*innen ab, die durch die Veränderungen verunsichert sind?

Mit Transparenz. Ich finde es wichtig, auf die Kolleginnen und Kollegen zuzugehen und ihnen zu erklären, warum die Veränderungen notwendig sind. Dieser ganze Wandel passt zu dem Gleichnis des Wasserglases, das ein Teil der Menschen als halbvoll oder halbleer betrachtet. Ich möchte für die halbvolle Perspektive werben, denn wir sind mittlerweile an dem Punkt, an dem es bereits Positives zu berichten gibt. In einigen Häusern kann die Steigerung der Digitalauflage den schleichenden Niedergang der Printauflagen sogar schon vollständig stoppen. Solche Erfolgsgeschichten sind gut für das Selbstvertrauen in den Teams und zeigen, dass der Wandel viele Chancen bieten kann.