Auf dem Motorrad sitzend an der Startlinie stehen, darauf warten, bis das rote Licht der Ampel erlischt, am Gasgriff ziehen und dann alles geben, während das Adrenalin durch den Körper schießt. Das ist das Hobby von Jonathan Schneider: Motorrad fahren auf Rennstrecken. Der 27-Jährige arbeitet als IT-Berater und IT-Projektleiter und ist schon seit über 10 Jahren mgoler. Im September 2012 startete er seine Ausbildung als Informatikkaufmann. 2015 schloss er diese ab und war bis April 2022 als Netzwerkadministrator mit Schwerpunkt Telefonie tätig.

Wie kam Jonathan zum Motorrad und auf die Rennstrecke?

Jonathan kommt aus einer Motorrad-Familie. Seine Eltern fahren beide regelmäßig Touren, sein älterer Bruder und er auf Rennstrecken. Das erste Mal auf der Rennstrecke war er im Jahr 2014 am Lausitzring in Schipkau in Brandenburg. Dort hat ihn das Fieber gepackt und seitdem rast er regelmäßig über die Start- und Ziellinie. Mit seinem Bruder und einem Freund übt Jonathan meist dreimal im Jahr sein kostenintensives Hobby auf den unterschiedlichsten Rennstrecken Europas aus. Benötigt wird logischerweise ein Motorrad, ein Satz Rennreifen sowie Motorradbekleidung und ein Helm. Hinzu kommt die Anfahrt zur Strecke, der Sprit für das Motorrad und die Verpflegung. Nicht zu vergessen sind auch die Kosten für die reine Anmeldung an sich.

Auch sportlich sollte dieses Hobby nicht unterschätzt werden. „Es ist sehr anstrengend. Man hat nach den zwei Tagen manchmal Muskelkater, dass man fast gar nichts mehr aufheben kann. Wenn man an der Start-Ziel-Gerade losfährt und über 200 km/h fährt und je nachdem wie die erste Kurve ist, auf 60 km/h herunter bremsen muss, geht das stark auf die Muskulatur.“ Jonathan durchläuft bei diesen Events außerdem eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Euphorie und Glücksgefühle, aber auch Traurigkeit, Wut und Enttäuschung sind an der Tagesordnung – je nachdem wie das Rennen läuft.

In der Regel dauert ein Renn-Event zwei Tage. Jonathan reist mit seiner Gruppe bereits einen Tag zuvor an den Renn-Ort und übernachtet im Fahrerlager entweder im Auto oder im Wohnmobil. Die Motorräder müssen im Vorfeld bereits teilweise umgebaut werden – Blinker und Lichter werden aufgrund der Scherbengefahr beispielsweise abmontiert. Außerdem gibt es eine Streckeneinweisung und einen technischen Sicherheitscheck der Zweiräder. Jede*r Fahrer*in bekommt zudem ein kleines GPS-Gerät ans Motorrad (Zeittransponder), damit die Veranstalter die Rundenzeit exakt tracken können. Alle Fahrer*innen, das können zwischen 200 und 250 sein, werden in verschiedene Geschwindigkeitsgruppen eingeteilt. Generell besteht ein Tag aus 6 Turns, die jeweils 20 Minuten dauern.

Ein Unfall mit positiver Erinnerung

Jonathan musste auch schon einen Unfall verkraften. Auf einer Strecke in Rijeka in Kroatien unterlief ihm ein Fehler beim Einfahren in eine Kurve. Ihm ist zum Glück außer einer Gehirnerschütterung und einem darauffolgenden kurzen Krankenhausbesuch nichts Schlimmeres passiert. Seine Kawasaki Ninja ZX-6R konnte er über den Winter auch wieder reparieren. Während er sein Motorrad wieder auf Vordermann bringen wollte, fiel ihm jedoch etwas auf: Der Tacho war weg! Das war besonders ärgerlich, weil er einen Tag zuvor die 50.000 Kilometer geknackt hatte. Das Problem war nur, dass der Tacho mit den gespeicherten Kilometern in irgendeinem Graben in Kroatien lag. Durch seine am Tank befestigte GoPro konnte er sich ansehen, wie und wann der Tacho während des Unfalls abriss. Jonathan kontaktierte daraufhin die Veranstalter und zeigte ihnen, an welcher Stelle der Tacho liegen müsste. Die Mitarbeiter der Strecke fanden den Tacho ganze zwei Wochen nach dem Event und schickten diesen sogar kostenlos an ihn zurück. Es mussten nur Kleinigkeiten repariert werden und mittlerweile fährt er sogar wieder mit diesem. So bekam sein Unfall also doch noch eine schöne Wendung, an die er sich immer wieder gerne erinnert.

Lieber Strecke als Straße

„Ich finde es gut, wenn man seiner Leidenschaft auf der Rennstrecke nachgeht, denn dafür ist sie gemacht. Dort ist es wesentlich ungefährlicher. Auf der Strecke gibt es ein Kiesbett und eine Wiese, die bei einem Sturz bremsen.“ Bei Rennveranstaltungen kann im Falle eines Sturzes außerdem schneller reagiert werden als auf der Straße. „Wenn man dieses Ventil auf der Rennstrecke hat, dann hat man es nicht mehr nötig, irgendwo anders riskant zu fahren oder anzugeben.“

Jonathan hat zwar schon Pokale gewonnen, doch für ihn steht vor allem der Fahrspaß und dabei die Sicherheit im Vordergrund. Sein Ziel ist, sich zu verbessern und seine Zeiten zu unterbieten, die er bei den vorherigen Rennen hatte. Sein Bruder und er schaffen es mittlerweile, sich meistens in der schnellsten Gruppe zu behaupten. Jeder mit Geschwistern wird es jedoch kennen: Der allseits bekannte Kampf, wer denn nun besser ist. „Ein lockerer Konkurrenzkampf ist schon da, sonst würde es ja keinen Spaß machen“, erklärt Jonathan.

Die Gruppe probiert seit letztem Jahr auch sogenannte „endurance racings“ (Langstreckenrennen) aus. Diese Rennen können über mehrere Stunden gehen und werden als Team bestritten. Jeder fährt, solange er kann und dann wird gewechselt. Vorstellen kann man sich dies wie eine Art Staffellauf mit Motorrädern. Der Stab ist hierbei der Zeittransponder. Diese Renn-Art hat dem IT-Berater sehr gut gefallen, da dort nicht nur seine Fahrkünste, sondern auch strategisches Denken gefragt ist.

Bei Jonathans Hobby-Rennsport-Events sind die Fahrer*innen kunterbunt gemischt. Egal welches Geschlecht und welches Alter. Sprecht unseren Kollegen bei Interesse gerne an und erfüllt euch vielleicht euren Traum, Motorrad auf einer Rennstrecke zu fahren.