Interview zum Podcast mit Host Andrea Pauly

Seit März ist der Fränkische Talk, der Podcast der Lokalen Medien der Mediengruppe Oberfranken, live zu hören auf bekannten Podcast-Plattformen und natürlich auf der Homepage fränkischertag.de. Verantwortlich für Inhalt und Moderation ist Andrea Pauly, die Leitung des Content Development Teams. Wir haben sie für ein Interview besucht und mit ihr darüber gesprochen, wie sie ihre Gäste auswählt, wie sie sich vorbereitet und welchen großen Vorteil das Medium Podcast für die Geschichten der Menschen, die sie einlädt, bietet.

Das Interview zum Nachlesen

Andrea, kurz zusammengefasst: Was ist denn der Fränkische Talk?

Der Fränkische Talk ist ein Interview Podcast, der immer ungefähr eine Stunde dauert, manchmal ein kleines bisschen länger und in dem meine Gäste die Möglichkeit haben, einfach mal ein bisschen ausführlicher zu erzählen und auch erlaubt bekommen, vielleicht die eine oder andere kleine Kurve noch zu drehen oder Schleife zu machen und ich mich nicht so ganz, ganz strikt an irgendwelche Vorgaben halten muss, was Länge angeht.

Aus den geschriebenen Interviews wissen wir ja, wir haben meistens nicht viel Platz. Auf so eine halbe Seite passt nicht viel und dann muss man sich bei den Themen oft sehr einschränken und dann fängt man seinen Interviewpartner oder seine Interviewpartnerin oft wieder ein. Und ich habe die Freiheit hier, sie einfach vielleicht auch mal in eine Richtung quatschen zu lassen, die ich so nicht vorgesehen habe.

Wie bist du denn eigentlich darauf gekommen oder was hat dich inspiriert, diesen Podcast zu machen?

Es ist ja schon der zweite Podcast, den ich mache. Ich habe bei meinem vorherigen Arbeitgeber ein ähnliches Format gemacht und die Inspiration war eigentlich ganz einfach. Podcasts bringen zwei riesengroße Vorteile mit. Einerseits können wir als Journalistinnen und Journalisten das tun, was wir am besten können, nämlich Fragen stellen, Menschen vorstellen, porträtieren, recherchieren. Und gleichzeitig erreichen wir damit Zielgruppen, die für das geschriebene Wort nicht so viel übrig haben.

Entweder weil es nicht in ihren Alltag passt, sie keine Zeit haben oder weil sie, was ja ein großes Problem in unserer Branche ist, nicht wirklich willens sind, Geld für Inhalte auszugeben. Und mit Podcasts erreichen wir Menschen, die wir im geschriebenen Wort einfach nicht kriegen können. Und wie gesagt, dieses super Thema von „Wir haben einfach ein bisschen mehr Zeit und ein bisschen mehr Platz, um auf ein Thema wirklich mal richtig ausführlich einzugehen.“ Und da waren Podcasts einfach mega naheliegend.

Wie kommst du auf deine Gäste oder wie wählt sie aus?

Das sind eigentlich zwei Fragen. Also wie komme ich auf sie? Ganz oft durch gute Tipps von den Kolleginnen und Kollegen aus der Redaktion, die die ja viel besser kennen als ich oder die ein spannendes Interview machen und danach zu mir kommen und sagen „Hey Andrea, der wär auch was für den Podcast oder die wär auch was für den Podcast“.

Ein paar liegen auch einfach wahnsinnig nahe, weil sie hier in der Region so eine große Bedeutung spielen und dann ist einfach klar, dass man die anfragt. Und manchmal ist es auch tatsächlich so, dass ich einfach über irgendeinen Instagram-Post stolpere oder jemand erzählt mir was und ich denke, das könnte auch ganz interessant sein.

Du hast ja auch schon ganz verschiedene Gäste im Podcast zum Beispiel den Kinderbuchautor Paul Maar, die Fitness Influencerin Leni Runner, den Chef Matthias Trum und jetzt zuletzt auch den ehemaligen Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Wie bereitest du dich denn auf deine Gäste vor oder was ist dir da wichtig zu erfahren?

Also mir ist vor allem total wichtig, wahnsinnig gut vorbereitet zu sein. Ich habe da einen ziemlich großen Anspruch, möglichst viel zu lesen oder zu hören, was sie woanders schon gesagt haben, was über sie geschrieben wurde. Weil ich weiß, wenn ich ein bisschen Hintergrundinfos habe, dann fällt es mir leichter, spannendere Antworten zu bekommen – durch die Fragen, die ich stelle.

Deswegen gebe ich mir schon viel Mühe, möglichst viel rauszufinden vorher. Das ist mir wichtig. Und bei der Auswahl der Gäste geht es mir vor allem darum, Menschen zu finden, die für möglichst viele Leute interessante Einblicke bieten. Also einen Blick hinter die Kulissen und einfach mal Welten aufzumachen, die man so nicht jeden Tag erfährt. Und deswegen ist es auch so spannend, so unterschiedliche Leute zu haben und nicht immer Politiker oder Autorinnen oder Sportlerinnen oder so.

Bleiben wir doch mal kurz bei der letzten Folge mit dem ehemaligen Erzbischof. Kirche und Religion ist ja auch mal ein sensibles oder auch durchaus polarisierendes Thema. Worauf muss man hier achten bzw. worauf hast du geachtet?

Also einmal ist es ja so, dass die Kirche in den letzten 15, 20 Jahren nicht unbedingt glänzend dastand und ziemlich viele Skandale produziert hat und wirklich viele Menschen gegen sich aufgebracht hat. Trotzdem gibt es ganz viele Menschen, gerade bei uns in der Region und erst recht in Bamberg, für die der christliche Glaube total wichtig ist. Ich möchte mit so einem Podcast weder die einen noch die anderen bedienen.

Ich will nicht Wind gegen die Kirche machen. Ich will aber auch nicht so tun, als wäre alles eitel Sonnenschein. Und solange man nur an den lieben Gott glaubt, ist alles gut. Trotzdem ist mir natürlich bewusst, dass der, der mir da gegenüber gesessen hat, jemand ist, für den die Institution Kirche nicht nur der Arbeitgeber ist, sondern eine ganz tiefe Bedeutung hat.

Und für mich war wichtig, die drängenden Fragen zu stellen. Das war auch mit Sicherheit Herrn Schick klar, als ich ihn eingeladen habe, dass wir um das Thema Missbrauch nicht drum herum kommen. Natürlich muss man darüber sprechen. Das erwarten die Hörerinnen und Hörer natürlich auch. Aber viel spannender ist doch das, was man nicht überall liest. Das was in keinem Gemeindebrief steht. Das was in keiner Veröffentlichung von der Kirche kommt, nämlich: Was ist das eigentlich für ein Mensch? Wie ist denn das, Bischof zu sein und was macht er jetzt, wo er es nicht mehr ist? Er ist immer noch in einer bestimmten Art und Weise Alt-Erzbischof, aber er ist halt aus diesem offiziellen Amt raus und ich bin mir ganz sicher, wäre er noch im Amt gewesen, hätte ich andere Fragen stellen müssen, weil er dann nicht so offen hätte sprechen können.

Es gab ein paar überraschende Dinge in der Folge. Kannst du uns einen kurzen Einblick geben?

Also einerseits fand ich ihn überraschend offen, sehr persönlich. Menschen, die in so einer Machtposition so lange waren, können auch ganz anders sein. Das war er gar nicht. Er war wirklich sehr freundlich und zugewandt und offen. Wie gesagt, ich fand es sehr überraschend, wie viel Kritik er dann eigentlich doch an seiner Institution geübt hat, auch wenn er immer wieder eine Kurve dahin gedreht hat und gesagt hat, ja, aber da ist halt so, aber ich habe immer noch andere Wege gefunden oder ich war ja trotzdem glücklich… und so, aber es ist schon irgendwie zwischen den Zeilen deutlich geworden: Der hat schon ganz schön viel verzichtet für diesen Laden und viele seiner Wünsche sind nicht wahr geworden.

Und ich glaube, was so auch die größte Welle gemacht hat, nachdem der Podcast erschienen ist, war, dass er ganz offen gesagt hat, dass er, bevor er sich fürs Priesteramt entschieden hat, eine Partnerin hatte und genauso gut hätte Arzt werden können. Und dass er eine Familie gegründet hätte und sie geheiratet hätte, wenn er nicht Pastor geworden wäre. Und das hat er glaube ich, so in der Form, noch nie irgendwo öffentlich gesagt. Und das sagen nicht viele Bischöfe. Also so eine Information, da wusste ich sofort okay, das ist dpa [Deutsche Presse-Agentur, Anm. der Redaktion], also sprich diese Information interessiert auch noch andere über unsere Region hinaus.

Und auch, dass er eigentlich bis zum Abi gar nicht gläubig war, fand ich total spannend, weil wir ja, glaube ich, oft so ein Bild von Geistlichen haben, dass die irgendwie schon im Jugendalter ein bisschen anders sind, dass sie irgendwie ganz eng an der Kirche aufwachsen, dass sie ganz spirituelle Eltern haben. Das war bei ihm halt einfach nicht so und das fand ich auch sehr überraschend.

Alle Folgen des Fränkischen Talks zu hören unter www.fraenkischertag.de/podcast/fraenkischer-talk