Zwei Stunden Warten an der Ziellinie. 30 Sekunden pures Adrenalin. Klick. Klick. Klick. Und das Leben nimmt einen ganz neuen Lauf. So in etwa könnte man die Geschichte von Pia Nowak zusammenfassen. Seit 2018 arbeitet die 29-Jährige als Multimediaredakteurin bei Medienkraft Verstärker, ist für das Magazin Bamberg Stadt & Land zuständig.
Doch seit circa einem Jahr hat sie noch eine neue, ganz andere Leidenschaft entwickelt. Alles begann mit dem Hinweis eines freien Mitarbeiters. Die Deutschlandtour sollte durch Strullendorf fahren – das wäre doch was für das Magazin. Also fuhr Nowak nach Strullendorf, wartete dort an der Ziellinie, um Fotos zu schießen. „Ich habe einfach auf Serienaufnahme eingestellt und nach 30 Sekunden war der ganze Spuk vorbei. Aber ich dachte mir, dass es das doch nicht gewesen sein kann“, erzählt Nowak und lacht dabei. Sie fuhr hinterher, um noch mehr Fotos zu machen. „Das war Adrenalin pur. Also habe ich das am nächsten Tag nochmal gemacht und bin in die Fränkische Schweiz gefahren“, sagt sie.
Die bearbeiteten Bilder lud sie auf Instagram hoch, ordnete die einzelnen Fahrer*innen anhand ihrer Teams und Trikots zu und markierte sie – und trat damit eine ganze Welle an Reaktionen los: „Die haben geteilt, was das Zeug hielt. Sie haben sich tierisch gefreut und nach Bildern gefragt. Ich hatte einen Anstieg von 100 Followern innerhalb kürzester Zeit.“
Doch dabei sollte es nicht bleiben. Seit nunmehr einem Jahr ist die 29-Jährige quasi durchgehend auf Tour: Vollzeitjob in der mgo von Montag bis Freitag, am Wochenende dann fotografieren. Auf Mallorca, in Belgien, in Zürich. Die Mountainbike-Saison ging in die Cross-Saison über. Sie wird von Sportteams angefragt, darf für Veranstalter wie Komoot Touren fotografieren und zwischendrin ist sie auch einfach ohne Auftrag bei Wettbewerben unterwegs. Was dabei immer wieder auffällt: Auf solchen Sportevents sind fast nur männliche Fotografen. Inzwischen bekommt sie schon Anfragen, bei denen gezielt eine weibliche Fotografin gesucht wird. „Das ist schon ein Alleinstellungsmerkmal“, scherzt sie.
Dabei hat sie nie eine Fotografenausbildung gemacht. „Ich hatte als Kind schon eine Digicam“, erzählt Nowak. „Und dann habe ich mir irgendwann eine Kamera gekauft. Aber ich habe keine Ahnung von der Technik“, gesteht Nowak. „Ich habe mir das alles selber beigebracht. Und ich probiere auch immer noch rum.“
Trotzdem erkennt man ihren ganz eigenen Stil sofort, wie ihr viele Auftraggeber und auch Bekannte immer wieder versichern. „Ich mache keine Fotos, die clean oder gestellt sind“, erklärt sie. „Ich fange mehr den Moment ein, die Stimmung. Das finde ich authentischer.“ Von einem Event kommen dann schonmal 2000-4000 Bilder zusammen, die dann noch gesichtet und bearbeitet werden müssen – das kann dauern. „Ich verliere mich da auch ein wenig drin“, meint die Bambergerin. „Plötzlich sind dann sechs oder sieben Stunden vorbei.“
Nicht nur das Fotografieren an sich begeistert sie an diesem Job. Auch die Resonanz der Sportler ist für sie etwas Besonderes. „Das connecten auf solchen Events macht auch wahnsinnig Spaß“, erklärt sie. Wie eine Community sei die Radfahrerszene, man treffe überall Leute, die man kennt: „Mich hat zum Beispiel in Belgien eine Radfahrerin, die mich erkannt hat, angesprochen und mir den Kontakt zu ihrem Team vermittelt – hat sich rausgestellt, das Team kommt aus Baiersdorf.“ Die Begeisterung für das, was sie tut, ist Pia Nowak anzusehen. Und auch in Zukunft will sie viele Anträge annehmen und sich ganz auf die Fotografie konzentrieren.
Ihre Fotos – sowohl von Radrennen, als auch von Reisen und anderen Sportarten – teilt Pia Nowak regelmäßig auf ihrer Instagramseite.